22. August 2010

Sündenbock gefunden?

In der finnischen Presse wurde heute bekanntgegeben, dass Timo Kaukonen und  Wladimir Ladischenski kein Attest abgegeben haben und deshalb gar nicht erst zum Wettkampf hätten zugelassen werden dürfen, denn in den Regeln ist zu lesen, dass niemand ohne ärztliches Attest an der Saunaweltmeisterschaft teilnehmen darf. Wenn man sie nicht hätte teilnehmen lassen, wäre es auch nicht zu dem Drama gekommen. Ossi ist der Schuldige. Logisch, oder?

Leider ist das nicht so einfach, denn kein vernünftiger Arzt der Welt würde guten Gewissens einem Saunawettkäpfer bestätigen, dass ihm in der Wettkampfsauna nichts passieren kann. Was kann ein Arzt schon tun? Er macht ein Belastungs-EKG, misst den Blutdruck und macht eine Anamnese. Anschließend kann er bestenfalls bestätigen, dass "nach eingehender Untersuchung Saunabesuche bedenkenlos sind".

Von den Anstrengungen, die ein Wettkämpfer auf sich zu nehmen gewillt ist, kann der Arzt vorher nichts wissen und schon gar nicht, ob der Sportler sich die Haut und die Lunge zu verbrühen gewillt ist, von der Wirkung der Einnahme von schmerzdämpfenden Substanzen ganz zu schweigen.

Die Vorlage eines Attests zu fordern ist also dumm, denn erstens garantiert so ein Zertifikat nicht die Unbedenklichkeit der Teilnahme und damit die Gesundheit der Wettkämpfer und zweitens kann ein fehlendes Attest eine Menge von Problemen heraufbeschwören.
Ein Attest schützt den Saunawettkämpfer bei einer Weltmeisterschaft in gleichem Maße wie ein St. Christopherus-Medaillon einen Autofahrer bei einem Frontalzusammenstoß.

Hätte Ossi wirklich seinem Freund Timo, fünffacher Weltmeister, seit Jahrzehnten in Saunawettkämpfen aktiv, die Teilnahme verweigern sollen, nur weil er so ein sinnloses Attest nicht abgegeben hat? Ein bizarre Vorstellung.

Die Politiker und Anwälte der Stadt Heinola haben nun allerdings in Ossi einen Sündenbock gefunden. Damit liegt die Schuld offiziell bei Ossi und die mittlerweile prestigeträchtige und werbewirksame Sauna-WM kann weiterhin in Heinola stattffinden. Wenn dann im nächsten Jahr trotz all der fein säuberlich abgehefteten Atteste wieder etwas schlimmes passieren sollte, dürfte die Verwunderung umso heftiger ausfallen.

Es ist schon bizarr, wie eifrig gesucht wird, um die Schuld an dem Unglück einzelnen Personen zuzuweisen. Und dabei hofft man darauf, dass sich zukünftig soetwas nicht wiederholt.

Als ob es an den fehlenden Attesten gelegen hätte!

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