10. August 2009

Die Saunaweltmeisterschaft in Heinola 2009

Schon vor dem Donnerstagabend beim Probetraining war uns klar, dass es dieses Mal extrem heiß werden würde. Wir wussten, dass Rekordweltmeister Timo Kaukonen am Dienstag nachdem die Saunen angeliefert und aufgebaut worden waren, gesagt hat, dass das Finale bei einer Starttemperatur von 110° keinesfalls fünf Minuten dauern würde. Die alten Kabinen waren ausgemustert und durch völlig neu gestaltete ersetzt worden, aber der eigentliche Grund für die dramatische Temperatursteigerung waren die neuen Öfen. Die alten Öfen besaßen eine Leistung von 18kW, die neuen sind doppelt so stark. Das Wasser wird durch eine automatische Aufgussanlage von oben auf den Ofen aufgebracht, fließt dann nach unten und verdampft. Die neuen Öfen sind also so konstruiert, dass der über 300° heiße Dampf, der beim Aufguss entsteht, nicht mehr von der obersten Steinschicht nach oben steigt, an der Decke reflektiert wird und von dort abgekühlt nach unten auf die Köpfe und Schultern sinkt, sondern nun seitlich aus der etwa einen Meter hohen und 360 kg schweren Steinsäule herausschießt und direkt auf alle ungeschützten Hautpartien der Saunasportler trifft. Insbesondere das Atmen ist erheblich erschwert, nach etwa zwei bis drei Minuten ist statt einer ruhigen langsamen Atmung nur noch ein flaches Hecheln möglich, um zu verhindern, den glühend heißen Dampf auf einmal in die Lunge eindringen zu lassen. Die neue Saunenkonstruktion verkürzt die durchschnittlichen Rundenzeiten jedenfalls ungemein und viele Saunasportler kamen anschließend zu der Einsicht, sich nicht optimal auf die Weltmeisterschaft vorbereitet zu haben. Die meisten hatten sich auf Rundenzeiten um die zehn Minuten vorbereitet und dementsprechend mehr Wert auf das Durchhalten bei einem gemäßigten Temperaturanstieg gelegt als auf der Ertragen einer extrem schnellen und heißen Dampfeinwirkung von allen Seiten. Die Organisatoren sahen sich zu dieser Änderung dadurch veranlasst, dass es im Finale des letzten Jahres zu einer unschönen Situation kam, als der vierfache Weltmeister Leo Pusa aus Helsinki nach über 18 Minuten als Vorletzter disqualifiziert werden musste, weil er wegen der Sauerstoffknappheit nicht mehr in der Lage war, auf die Zeichen der Schiedsrichter zu reagieren und anschließend hinter der Bühne eine längere Zeit lang ärztlich versorgt werden musste. Vor diesem Hintergrund war es also eine nachvollziehbare Entscheidung, die Runden auf keinen Fall mehr durch Sauerstoffmangel entscheiden zu lassen, sondern von vornherein die Wärmeentwicklung in der Kabine so zu steigern, dass die Runden fünf Minuten nicht überdauern können. Die neuen Kabinen und Öfen haben allerdings nicht nur Vorteile, von vielen erfahrenen Saunafreunden wurde kritisiert, dass das gewohnte Saunieren so nicht mehr möglich sei. Die Haut kann der schnellen Wärmeentwicklung nicht rechtzeitig mit der Schweißbildung entgegenwirken und es kann schneller zu Verbrühungen kommen. In der Tat berichteten einige Teilnehmer anschließend, überhaupt nicht geschwitzt zu haben. Insbesondere diejenigen, die sich unter den Duschen sehr stark abgekühlt hatten, kamen paradoxerweise oft immer noch frierend aus der Kabine. Wir waren allerdings über die neue Situation zuerst gar nicht so unglücklich, denn lange Sitzungen, die hohe Anforderungen an die Kondition stellen und das Zurechtkommen mit wenig Sauerstoff verlangen, liegen außer Frank keinem von uns und Frank war ja nicht dabei. Hohe Temperaturen ertragen wir wohl vergleichsweise gut, aber was uns beim Probesitzen in der 114° heißen Wettkampfsauna erwartete, übertraf unsere Befürchtungen. Schon nach dem zweiten Wasserguss, also nach etwas mehr als einer halben Minute, verspürten einige bereits starke Schmerzen und nach nur zwei Minuten mussten wir das Training abbrechen weil wir uns nicht schon vor dem Wettkampf verausgaben und Verbrühungen in Kauf nehmen wollten. Am Freitag mussten die Männer dann endlich zur "Rookie-Round" antreten. Diese Runde müssen alle Kandidaten bestreiten, die zum ersten Mal an der Weltmeisterschaft teilnehmen. Prinzipiell beginnt jede Runde mit sechs Kandidaten. Im Laufe der Zeit verlassen immer mehr die Kabine und wenn die Anzahl derjenigen, die sich durch ihr Verharren in der Kabine für die nächste Runde qualifizieren können, ist die Runde beendet. Im Finale treten also die sechs Saunasportler an, die sich als die drei Gruppenbesten der beiden Halbfinale qualifiziert haben. Die zwölf Kämpfer der Halbfinale setzen sich aus den beiden jeweils Letzten der sechs Viertelfinale zusammen. Das Viertelfinale erreichen also 36 Teilnehmer. Die Viertelfinalrunden werden aus den jeweils beiden Letzten der einzelnen Achtelfinalgruppen ermittelt, die noch durch eine gewisse Anzahl von Sportlern erweitert werden, die zwar nicht unter den letzten beiden landen konnten, dafür aber die längste Zeit in der Sauna aushalten konnten. "Lucky Losers" werden sie genannt. Im Achtelfinale gab es dieses Mal 14 Runden, aus denen sich 28 Kämpfer direkt und acht über die Zeit qualifizieren konnten. Das Finale und die Halbfinalbegegnungen der Männer finden immer am Samstag statt, die anderen Runden am Freitag. Die Neulinge müssen den Nachteil hinnehmen, dass sie am Freitag drei Sitzungen überstehen müssen um sich ins Halbfinale einzuschreiben. Das ist neben der tendenziellen Schwäche der Neulinge wohl auch ein Grund dafür, dass bisher noch nie ein Neuling das Halbfinale erreichen konnte. Die Anfängerrunde begann am Freitag am 14:00h und die Temperaturen waren auf 88° zurückgenommen worden. In den weiteren Runden wurden die Starttemperaturen dann schrittweise bis auf 110° erhöht, so dass die Zeiten zwischen den einzelnen Runden nicht ohne weiteres vergleichbar sind. Am Freitag musste von den Saunarittern zuerst René antreten. Weil ein paar Angemeldete nicht erschienen waren, bestand seine Gruppe nur aus vier Teilnehmern und René meisterte die Aufgabe souverän. Nach fast zwei Minuten war die Runde dann schon vorbei und René hatte sich fürs Achtelfinale qualifiziert. Als nächstes trat Norbert an, der hoch motiviert nach Finnland gereist war. Er war bereit, den Finnen den Weltmeistertitel zu entreißen und hatte sogar schon angekündigt, dass die Finnen "sich ein anderes Hobby suchen können!" Für Norbert begann der Wettkampf allerdings mit einer kleinen Überraschung, denn die Neulinge aus Finnland und Russland wollten einfach nicht weichen und erst nach 7:52 stand der Finne auf. Norbert war zwar eine Runde weiter, aber der Preis dafür waren eine verbrühte Nase und angegriffene Haut. Die Zeit von 7:52 war übrigens die mit Abstand längste des gesamten Wettkampfes, selbst das Finale dauerte nur 3:45, war aber, wie bereits erwähnt, erheblich heißer. Michael war als nächster an der Reihe und er meisterte die Aufgabe mit Bravour. Ungefährdet saß er die gut drei Minuten ab, die ihm reichten die nächste Runde zu erreichen und Thomas (3:49) und Bernhard (2:48) hatten anschließend in ihren Vorrunden auch mit keinen größeren Problemen zu kämpfen. (... wird fortgesetzt)

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