6. Juli 2009

Die Finale der Herren

Die Sieger: Petra Schneider, Timo Kaukonen, Bjarne Hermannsson, Detlef Schneider, Manfred Göbel, Frank Böhm, Silvia Pfuhl, Beate Kopsick und Tiina Mustonen. Das nationale Finale der Herren Am Samstag fand nach dem Finale der Frauen um die deutsche Meisterschaft das Finale der Herren statt. Wir waren glücklich, denn mit Frank Böhm, Thomas Kefer und Stefan Stein hatten wir drei Saunaritter ins Finale gebracht und alle waren fest entschlossen, es mit dem deutschen Rekordmeister, Detlef Schneider aufzunehmen. Detlef hatte in seiner bescheidenen Art schon direkt nach dem Halbfinale geäußert, dass er es dieses Mal wirklich nicht noch einmal schaffen könne, sein Halbfinale habe ihm so viel abgefordert, dass er "überhaupt keine Lust" mehr habe sich nun nochmal in diesen völlig überhitzten Raum zu setzen ... Nicht, dass wir es ihm abgenommen hätten, wir wussten, dass eine Menge Anstrengung notwendig sein würde, um Detlef zu besiegen, aber Frank, Thomas und Stefan würden zumindest nichts unversucht lassen. Außerdem waren noch Manfred Göbel und Herr Lippert aus Augsburg mit von der Partie, die in den Vorkämpfen bewiesen hatten, dass auch sie nicht leicht zu besiegen sein würden. Als erster musste Stefan dem anstrengenden Halbfinale Tribut zollen und schon nach knapp fünf Minuten rot wie ein Hummer die Sauna verlassen. Stefan hat in den letzten Wochen nach dem Überwinden einer lang anhaltenden Formkrise endlich wieder zu seinem alten Kampfgeist gefunden. Dieses Mal hat es eben noch nicht zu einer Medaille gereicht, doch der Aufwärtstrend ist nicht zu leugnen. Stefan ist wieder da! Nach einiger Zeit folgte Lippert auf Platz fünf und bald darauf musste auch unser Thomas mit dem undankbaren vierten Platz zufrieden sein. Dennoch verdient Thomas Leistung höchsten Respekt. Nur knapp am Aus in der Vorrunde vorbeigeschrammt hat er ungeheuerliche Energien mobilisiert und sich im Viertel- und Halbfinale jeweils direkt für die nächste Runde qualifiziert. Man konnte ihm schon vor den Kämpfen ansehen, dass er nicht nochmal die Zitterpartie über die Zeitqualifikation hat gehen wollen. Gut gemacht, Thomas! Nun waren nur noch Manfred Göbel, Frank Böhm und Detlef Schneider übrig, um die Frage zu klären, wie das Edelmetall dieses Jahr verteilt werden würde. Manfred Göbel sitzt bis zum Schluss kerzengrade und starrt nach vorne. Diese Sitzhaltung ist in Anbetracht des von oben herabsinkenden Dampfes sehr beeindruckend. Frank und Detlef dagegen saßen bequem leicht nach vorn gebeugt und sahen so aus, als dächten sie an nichts Böses. Nach 8:51 hatte Manfred Göbel genug gelitten und begnügte sich mit der Bronzemedaille. Nun waren nur noch Detlef und Frank übrig. Die "Franky, Franky"-Anfeuerungsrufe der Saunaritter und unser "Saunaritter schwitzen bis zum Schluss"-Lied sowie einige textliche Variationen mischten sich mit den "Detlef, Detlef!"-Schreien der Fans des deutschen Meisters. Keiner der beiden machte Anstalten aufzustehen und wir beobachteten sorgenvoll Franks rechten Nasenflügel, der schon seit einigen Minuten ins Bläuliche spielte. Wir wussten aber auch, dass wir mit Frank die richtige Atemtechnik trainiert hatten und dass Frank auf gar keinen Fall alleine wegen einer blauen Nase aus der Sauna gehen würde. Die Spannung und die Atmosphäre vor der Bühne stiegen immer weiter. Schließlich musste Frank nach endlos scheinenden 9:37 aufgeben, ging aufrecht und schüttelte draußen dem alten und neuen deutschen Meister Detlef Schneider die Hand. Das Gold blieb wieder mal in Stralsund, aber die Saunaritter hatten noch eine Silbermedaille eingesammelt! Als Frank aus der Kabine kam, war er nur kurz irritiert, fand aber sehr schnell wieder zur alten Kampfeslust zurück als Detlef nun aber wirklich keine Lust mehr hatte mit fünf Finnen das Finale auszufechten und Frank den letzten Platz im Finale anbot. Frank zögerte erst kurz, aber nach einer motivierenden Unterhaltung mit Bernhard, bei dem er seinen blauroten Zinken dick mit Heilsalbe einbalsamiert bekam, entschloss er sich, das Unmögliche zu versuchen! Das internationale Finale der Herren Unmittelbar vor dem Ende der Abkühlungsphase vor Beginn des Kampfes ging Bernhard nochmal zu Frank und sagte zu ihm: "Du hast in diesem Finale einen großen Vorteil den du nutzen solltest, Frank." Frank schaute irritiert: "Ich habe einen großen Nachteil, mir brennt die Nase ab!" "Das meine ich nicht. Schau, die da" sagte Bernhard und zeigte auf die Finnen, die sich immer noch aus den Wasserschläuchen abkühlten, "die können einfach nicht vor dir rausgehen. Du bist für sie der krasse Außenseiter. Also kannst du kontrollieren, wann sie rausgehen. Du allein kannst es entscheiden. Sie haben keine Wahl, sie müssen sogar ohnmächtig werden, wenn du willst. Du kannst sie so fertig machen, dass sie es niemals vergessen werden!" Frank lachte. Das gefiel ihm offensichtlich. Der entschlossene Blick, mit dem Frank dann ins Finale ging, machte uns Hoffnung und es sollte ein Finale werden, wie wir es uns nicht hätten träumen lassen. Von der ersten Minute an feuerten wir unseren Frank an. Nach 9 Minuten bat Bernhard Engin zum DJ zu gehen und um Franks Lieblingssongs "Engel" und "Sonne" von Rammstein zu bitten. Der Wunsch wurde prompt erfüllt. "Hörst du Frank, sie spielen unser Lied!" brüllten die Saunaritter bei den ersten Takten von "Engel". Frank fing an zu grinsen und wippte sogar ganz leicht im Takt mit. Später sagte er, die Songs hätten ihn zu dem Zeitpunkt extrem motiviert. 14 Minuten waren mittlerweile vergangen und noch immer saßen alle sechs Wettkämpfer in der Sauna. Frank verzog jetzt bei jedem Wasserstoß schmerzhaft den Mund, aber die Finnen waren zu dem Zeitpunkt auch schon schwer vom Kampf gezeichnet. Aari Peka Paavola tropfte wie ein Kieslaster, Per-Erik Holmqvist, der Dritte der Weltmeisterschaft 2009, saß auf Platz 1 und von außen konnte man gut sehen, dass ihm Schweiß und Speichel aus den Mundwinkeln liefen. Markku Mustonen, der Vizeweltmeister von 2007 und überlegener Sieger des Vorjahres in Stralsund konnte seine Augen nicht mehr starr nach vorne gerichtet halten. Bjarne Hermannsson, der Weltmeister von 2009, saß tief eingesunken und selbst Rekordweltmeister Timo Kaukonen war im Gesicht schon aufgedunsener als sonst. Nach 16 Minuten ging Ossi Arvela, der Organisator der Weltmeisterschaft und Teamchef der Finnen zum Wettkampfrichter und sagte besorgt, dass bald der Sauerstoff in der Kabine knapp werden würde und bat darum, die Sanitäter bereitzuhalten, er fürchtete um die Gesundheit seiner Sportler. Endlich stolperte nach 17:21 Markku Mustonen aus der Kabine. Er musste regelrecht gestützt werden, der Sauerstoffmangel hatte ihn fast ohnmächtig werden lassen. Die Menge jubelte frenetisch, Frank hatte den ersten Favoriten besiegt! "Nur noch vier, nur noch vier!" skandierte die begeisterten Saunafans aus allen Teilen Deutschlands. Immerhin wurde dadurch, dass die Türen aufgingen, wieder frische Luft in die Kabine geflutet, so dass jetzt wieder genügend Sauerstoff vorhanden war. Etwa zwei Minuten später versuchte Per-Erik Holmqvist sich zu erheben, er strauchelte vor Schwäche und er stolperte fast aus der Tür in die Arme der Helfer. Kurz darauf folgte Aari Peka Paavola, der auch nicht grade eine glückliche Figur machte. Frank hatte sie wirklich fast in die Ohnmacht getrieben! Jetzt gab es kein Halten mehr, die Menge tobte vor Begeisterung und schrie wie aus einer Kehle "FRANKY, FRANKY!". Doch nun war auch für Frank der Zeitpunkt gekommen um aus der Sauna zu gehen. Nach sensationellen 20:21 verließ er krebsrot aber mit einem breiten Grinsen im Gesicht, das "Hat hier jemand noch irgendeine Frage?" zu sagen schien die Kabine. Er wurde von den Saunarittern jubelnd in Empfang genommen und in den Abkühlbereich begleitet. Wenige Sekunden nach Frank verließen dann auch sichtlich erleichert Bjarne Hermannsson (20:30) und Timo Kaukonen (20:32) das Finale. Timo hatte die Gold- und Bjarne die Silbermedaille gewonnen, aber für Frank und die Saunaritter war diese Bronzemedaille ein ganz großer Sieg. Der Saunaritter (engl. Sauna Knight) Frank wurde von den Finnen anschließend nur noch Sauna Nightmare genannt und sie bestanden darauf, dass er sich zur Weltmeisterschaft in Heinola anmeldet. Wahnsinn, Frank, das war der Hammer!

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